22. Januar 2022 - Beiträge - Allgemein - Autor*in

Historischer Dorfrundgang Fleinheim

Altes Schulhaus

Gasthaus Schwanen

Zweimal fand im Oktober 2021 ein historischer Dorfrundgang mit Brigitte und Helmut Bayer statt.

Interessantes und Unterhaltsames aus der Geschichte Fleinheims konnte man bei einem Spaziergang durch das Dorf erfahren. Folgende Fragen führten zu wichtigen Ereignissen der Dorfgeschichte und zeigen auf, wie unsere Vorfahren lebten:

Wo erbaute Jakob Roßnagel 1714 eine Mühle und wo ist sein Sohn 1756 ermordet worden?

Auf seinem Anwesen in der Geiglergasse suchte Jakob Roßnagel zwei Quellzuflüsse und erbaute dort eine Mühle, damit die Fleinheimer Bauern nicht mehr ins „Ausland“ nach Dischingen und Zöschingen zum Mahlen fahren mussten. Die Pläne der Mühle sind noch vorhanden. Sein Sohn Johann Conrad wurde von einem Räuber auf dem Rückweg von Zöschingen mit 12 Stichen und drei Hüben über den Kopf ermordet. Die spannende Baugeschichte wurde in der Geiglergasse erzählt.

 

Warum feierte man in Zöschingen bis 1699 Weihnachten 10 Tage früher als in Fleinheim?

In Zöschingen wie auch in allen anderen katholischen Herrschaften um Fleinheim wurde 1582 von Papst Gregor der gregorianische Kalender eingeführt. Er löste den julianischen Kalender ab, der im Vergleich zum Sonnenjahr zu lang war. Das Osterfest hinkte so 10 Tage nach. Die evangelisch regierten Länder führten den gregorianischen Kalender erst 1700 ein, weil die Reform vom Papst ausgegangen war. So kam es, dass Fleinheim 100 Jahre lang die Schwierigkeit hatte, einen anderen Kalender als seine Nachbarn zu haben.

 

Wie lange dauerte der Bau der Petruskirche 1763?

Innerhalb nur eines Jahres wurde unter Leitung des katholischen Baumeisters Josef Dossenberger die Fleinheimer Petruskirche neu erbaut. In den Archiven ist diese spannende Baugeschichte gut dokumentiert und wurde den Teilnehmern nahegebracht.

 

Warum wurden 1792 zwei Kühe aus Fleinheim von den Dischingern entführt?

Fleinheim war rings um von fremden Herrschaften umgeben. Bis auf die Gemarkungsgrenze zu Nattheim hatte Fleinheim eine Landesgrenze zu Bayern und Herrschaftsgrenzen zu Thurn- und Taxis, dem Kloster Neresheim, Öttingen-Wallerstein und Pfalz-Neuburg. Am Ohrberg war die Grenze für die Fleinheimer Waldweide der „Diebssteig“, der heute noch zum Hochstatter Hof führt. Da die Fleinheimer mit ihren Kühen immer wieder diese Grenze überschritten und in Frage stellten, entführten 1792 die Dischinger Jagdaufseher zwei Fleinheimer Kühe und verlangten dafür Lösegeld. Anhand dieses Beispiels wurden die unzähligen Grenzstreitigkeiten die Fleinheim als Grenzort hatte, vorgestellt. Bei der Turnhalle mit Blick auf den Ohrberg gab es diese Geschichte zu hören.

 

Welches schreckliche Unglück ereignete sich am 25. September 1802?

An diesem Tag kam es in Fleinheim zu einer Brandkatastrophe. Ausgehend vom Hof des Christian Ocker in der Rothstrasse brannten innerhalb kürzester Zeit 47 Gebäude nieder. Über der Haustür des „Schwanen“ ist die Jahreszahl 1803 zu lesen. Auch dieses Haus war eingeäschert worden. Die Schilderung von Schullehrer Reutter, der aus seinem Haus nur die Bibel retten konnte und die all die anderen schrecklichen Folgen für die Bewohner und die Gemeinde sind gut erforscht und beeindruckten die Besucher.

 

Wo stand das Schulhaus und seit wann gibt es keine Schule mehr?

Das ehemalige Schulhaus stand dort wo sich heute das Ortschaftsverwaltungsgebäude befindet. Es hatte nur eine Schulstube und alle Kinder wurden von einem Lehrer unterrichtet.1966 kam die Oberstufe nach Nattheim. 1973 wurde auch die Grundschule geschlossen. Von der Chronikgruppe Fleinheim ist die Schulgeschichte erforscht worden, es sind viele Bilder und Dokumente vorhanden, so dass sich mancher Teilnehmer als Schulkind wiederfinden konnte.

 

Was meinten die Fleinheimer Bürger 1972 zur Eingemeindung nach Nattheim?

2022 jährt sich die Eingemeindung Fleinheims zum 50igsten mal. Im Dorfarchiv ist die Eingemeindunsurkunde und weitere Dokumente aufbewahrt. Der spannende Weg zur Eingemeindung ist ebenfalls erforscht und dokumentiert. Die Fleinheimer haben diesen Schritt nicht bereut, Fleinheim hat sich seit der Eingemeindung sehr positiv entwickelt.

 

Besuch im Dorfarchiv

In den Räumen der Gemeindeverwaltung im Ortschaftsgebäude befindet sich das Fleinheimer Dorfarchiv. Es wurde in jahrelanger Arbeit von der Chronikgruppe eingerichtet. Die Teilnehmer konnten einen Blick auf alte Bände, Bilder und Dokumente werfen und so mancher fand seine Vorfahren erwähnt. Familiennamen, die heute noch vorkommen, sind schon in Dokumenten ab 1623 zu finden.

 

Die Teilnehmer waren sehr beeindruckt, was in so einem kleinen Dorf durch die Jahrhunderte alles passiert ist und zum Teil auch bis in unsere Zeit hineinwirkt. So mancher konnte auch durch eigene Erlebnisse zur Lebendigkeit des Rundgangs beitragen. Durch viele alte gesammelte und vergrößerte Bilder, die Helmut Bayer zu den einzelnen Stationen mitgebracht hatte, war der historische Spaziergang sehr unterhaltsam und anschaulich.